1. Kehlkopf, Halsmuskulatur und die Halswirbelsäule werden geschont:

Durch das Tragen eines gut sitzenden Brustgeschirres wird der Druckpunkt auf den Brustkorb verlegt. Die komplette Halspartie des Hundes erfährt so keine Einwirkung. Beim Tragen eines Halsbandes kommt es zu dagegen zu folgenden körperlichen Belastungen:

  • Zerrungen, Quetschungen, Stauchungen der HWS durch Rucken an der Leine oder Reinspringens in die Leine
  • Quetschungen im Haut- und Muskelbereich
  • Muskelrisse in der Halsmuskulatur: bei längerem Tragen von z.B. Stachelwürgern ist auf dem Röntgenbild ein heller Kreis um die HWS zu sehen, der von alten Vernarbungen herrührt.

Klinische Studien haben bewiesen, daß Verspannungen in der Halswirbelsäule zur gleicher Symptomatik wie beim Menschen führen: Kopfschmerz, Schwindelgefühl, Schmerzen in der Wirbelsäule usw. Der Hund muß diese Schmerzen ertragen, weil er sich nicht mitteilen kann. Er kann uns nicht sagen “...heute habe ich Kopfweh und mir ist schwindelig”. Bei jedem Hund, insbesondere bei Hunden mit Gelenkserkrankungen (HD, Spondylose etc.) oder durch Züchtung sehr langer Wirbelsäule (Dackel, Basset etc.) ist es von großem Vorteil, wenn die Wirbelsäule unbelastet von Druck und Ruck bleibt.

 

2. Erhöhte Verkehrssicherheit:

Durch den auf dem Rücken liegenden Steg des Geschirres kann der Hund schneller und sicherer
gehalten werden, wenn dies nötig ist. Ebenfalls ist dieses Halten am Rückensteg angenehmer für
den Hund, als wenn er am Halsband festgehalten wird. Verletzungen an der Hand des Hundeführers durch einen sich im Halsband windenden Hund werden vermieden. Muß der Hund aus einer Gefahrenzone herausgezogen werden (Schacht, Flußufer etc.), ist dies am Geschirr problemlos möglich, ohne den Hund zu würgen.

3. Der Hals als soziales Organ

Taktile Kommunikation über den Hals:

  • Berührungen an der Oberseite: Dominanzgebärden, unterdrückende Gesten
  • Berührungen an der Unterseite: Subdominanz, unterwürfige Gesten, soziales Grüßen
  • Berührung an den Seitenpartien: Nur für gute Freunde zum Pflegeverhalten (Knabbern etc.)

 

Das Berühren des Halses ist (auch bei uns Menschen) etwas sehr “Intimes”. Nicht umsonst gibt es den Ausspruch “Bleib mir vom Hals”. Diese fein abgestufte Empfindsamkeit für die Signale, die über den Hals empfangen werden, stumpft in gewisser Weise ab, wenn durch das Tragen des Halsbandes praktisch ständig irgendwo am Hals Impulse kommen. Außerdem ist es möglich, daß bei sehr schmerzhafter Einwirkung z.B. eine Verknüpfung zustande kommt: Seitliche Kontakte sind nicht freundschaftlich, sondern schmerzhaft! Folge: Auch bei seitlichen Kontakten kann der Hund mit Ausweichen, Abwehrdrohen oder Abschnappen reagieren.

4. Die Leinenführigkeit ist verbessert

  • Bei der Führung über ein Halsband kann sich der Hund voll in die Leine legen, um zu ziehen, weil der Mensch ihn durch das Halsband im Gleichgewicht hält, sodaß er nicht nach vorne kippen kann. Wenn der Hund den Druck selber aufbaut, dann spannt er seine seitliche Nackenmuskulatur so an, daß er den Druck puffern kann und er dadurch keine Schmerzen hat. Lediglich die Beeinträchtigung im Bereich der Luftröhre bleibt bestehen.
  • Durch das Ermöglichen des Sich-nach-vorne-legens verspannt sich die Nacken-, Rücken- und Oberschenkelmuskulatur beim Hund sehr stark, so daß es auch zu dauerhaften Verspannungen und Schmerzen kommen kann.
  • Eine körperliche Anspannung führt aber schnell auch zu einer psychischen Anspannung, weil der Hund sofort merkt, daß er nicht mehr locker und gelassen ist. So kann es zu schnelleren und heftigeren Reaktionen auf Reizsituationen kommen.
  • Beim Brustgeschirr ist die Statik des Hundes anders. Der Haltepunkt befindet sich zwischen Vorder- und Hinterbeinen, sodaß dem Hund zum richtigen Einstemmen nur die Hinterbeine zur Verfügung stehen. Durch den fehlenden Gegenhalt des Halsbandes kann der Hund sich nicht mehr in so extreme Schräglagen begeben, weil er sonst den Halt verlieren und auf die Nase fallen würde.
  • Durch diese veränderte Statik kommt es zu einem aufrechteren Gang, die Beine werden gleichmäßiger belastet und die Verspannung von Muskulatur wird so verhindert. So ist nicht nur die Muskulatur entspannt, sondern auch der ganze Hund wesentlich lockerer.
  • Gestreßte Hunde neigen zum Zerren an der Leine. Nachdem die Hunde entspannter an der Leine gehen, kommt es erst gar nicht zu einem Aufbau von weiterem Streß, sondern sogar zu einem Abbau, wenn die Leine richtig gehandhabt und der Hund über die richtigen Hilfen geführt wird.

 

5. Fehlverknüpfungen und daraus resultierendes Fehlverhalten werden vermieden

  • Der Hund lernt im wesentlichen über die Verknüpfung von Reizen mit den entsprechenden Erfahrungen, ob positiver oder negativer Art, die im Hundegehirn abgespeichert werden.
  • Wenn der (besonders) noch junge und temperamentvolle Hund stürmisch zu anderen Hunden oder Personen hinwill, wirft er sich zwangsläufig in die Leine. Dadurch wird ein Schmerz im Halsbereich ausgelöst, den der Hund dann mit allen Reizen verbindet, die er hört, sieht, riecht oder schmeckt. So kommt es zu einer immerwährenden Folge von Begegnungen, bei denen der Hund abspeichert: Immer wenn ich freundlich auf andere Hunde / Menschen zugehe, tut‘s mir weh.
  • Hunde verfügen über ein gutes Konfliktmanagement für solche Situationen: 
    1. Man versucht, das was einen ängstigt oder Schmerzen bereitet, über Beschwichtigungssignale zu besänftigen.
    2. Man versucht, Distanz zu dieser Person oder dem Hund aufzubauen.
    3. Wenn das beides nicht ausreicht oder möglich ist, versucht man, sich den Hund oder die Person vom Leibe zu halten: Es folgen Bellen, Knurren, Drohen, Zähnezeigen, Schnappen, Zwicken, Beißen
  • Meistens funktionieren die Schritte 1 und 2 nicht, was im Laufe der Zeit dazu führt, daß Hunde immer mehr Verteidigungs- und Angriffsstrategien ausprobieren und bei Erfolg entsprechend perfektionieren.

 

Was beim Kauf und Anpassen beachtet werden sollte:

  • Das Material soll leicht, weich und anschmiegsam sein. Weder das Material, noch Vernähungen dürfen am Körper des Hundes scheuern oder einschneiden. Leder ist deshalb oft nicht gut geeignet, weil es bei Feuchtigkeit zuerst sehr weich und beim Trocknen anschließend sehr hart wird.
  • Die Verschlüsse sollten in der Form so gerundet sein, daß sie sich der Körperform anpassen und nicht gerade vom Körper abstehen. Außerdem sollten die Verschlüsse strapazierfähig und langlebig sein.
  • Das Material soll waschbar sein.
  • Das Geschirr soll auf beiden Seiten zu öffnen sein. Geschirre, in die der Hund mit einer oder beiden Pfoten einsteigen muß, sind nicht gut geeignet. Besonders ungeeignet: sog. “Step-in-Geschirre”, in die der Hund mit beiden Pfoten einsteigen muß und die dann oben verschlossen werden. An jeder Seite hängt dann ein Endstück herum und schlabbert beim Laufen.
  • Der Rückensteg und der Bauchsteg müssen fest vernäht sein, damit er beim Tragen nicht hin und her rutscht.
  • Die Breite der Gurte muß dem Gewicht des Hundes angepaßt sein. Dies ist besonders bei den Größen 70 - 80 cm bzw. 70 - 90 cm Brustumfang zu beachten.
  • Beim Anpassen darauf achten, daß zwischen Achselhöhle und Seitengurt bei Welpen drei Finger und beim erwachsenen Hund eine Hand breit Platz bleibt. Ebenso darauf achten, daß der Metallring, der sich am Brustkorb befindet, nicht auf dem Brustknochen liegt, sondern auf der gut gepolsterten Brustmuskulatur.
  • Manche Hunde, besonders solche, die das Tragen des Geschirres noch nicht gewohnt sind, knabbern gern an den Stoffgurten. Deshalb gilt während der Eingewöhnungszeit: den Gurt unmittelbar vor dem Spaziergang anlegen und sofort nach der Heimkehr (oder evtl. schon vor dem Hineinsetzen ins Auto) abmachen.
  • Markenfirmen bieten auch Reperaturen für die Geschirre an, die z.B. vom Hund durchgeknabbert wurden oder bei denen ein Verschluß defekt ist.

Wir empfehlen den Kauf von Geschirren der Firmen Koch oder Together, die diese Kriterien alle erfüllen. Diese Geschirre erhalten Sie bei uns in der Hundeschule mit dazu passenden 2m- oder 3m-Leinen.